Mittwoch, 4. November 2009

Ein Stuttgarter Mädel: Sabrina Becore.


[Fräulein Becore in Begleitung ihrer liebsten Freiburger Blondine mit dem wohl besten Hintergrund dieser Welt - Stuttgart bei Nacht. September '09.]

Sie ist als kleines Mädchen im Alter von vier Jahren ins Städtle gezogen. Sie musste viel reisen, um sich in die Schwabenmetropole innig zu verlieben. Sie wächst hier auf und verbindet daher mittlerweile vieles mit dieser Stadt. Fräulein Becore arbeitet derzeit im Büro, war aber auch schon als Tellerwäscherin eingestellt. Sie weiß, dass Erfolg nicht vom Himmel fällt. Als fleißiges Bienchen ist sie jeden zweiten Tag im Fitness. Ihr ultimativer Tipp gegen eine stressige 40-Stunden-Woche ist ein einmalwöchiger Saunabesuch. Im Wellnessbereich ihres Studios ist sie ein oft gesehener Gast. Mindestens genauso oft lässt sie sich auf und um Theo blicken. Wenn sie drei Clubs vor der Insolvenz retten müsste, wären dies das Tonstudio für die Donnerstagnächte, Muttermilch für den Freitag und damit die Nacht von Samstag auf den Sonntag einen Sinn hat, Romy S.. Sie bevorzugt elektronische Musik. Aus ihrer Slime-Wizo-Rancid-Terrorgruppe-Phase ist sie seit kurzem raus. Sie würde gerne eine Wagneroper sehen und hält Dvoraks "Aus der neuen Welt" für eines der besten musikalischen Beiträge ever. Sie ist mit der Theaterwelt aufgewachsen und ihr bisheriger Höhepunkt ist die Aufführung "Die Dreigroschenoper" im kroatischen Nationaltheater in Zagreb, eine atmeberaubende Location. Sowieso ist Brecht ihr Held, genauso wie Kafka und Schiller. Mit zeitgenössischer Literatur kann sie oft nichts anfangen. Dagegen ist ihr Kunst aus dem 20. Jahrhundert eine Freude fürs Auge. In Köln hat sie nach einer durchzechten Nacht den Wecker gestellt, um im Museum Ludwig vorbeizuschauen. Fräulein Becore schläft allgemein wenige Stunden die Nacht. Sie hat Angst, etwas zu zu verpassen. Daher lässt sie ihr Businesshandy überall erst einmal nach einem offenen W-Lan suchen. Sie ist ein Kind der Generation Internet und sie steht dazu. Sie besitzt ein Dirndl für die vielen Wasenbesuche und empfindet Weihnachten als ein "schickes Konsumfest". Ihr täglicher Begleiter ist die Zeitung und die Tasse Kaffee - aber bitte ohne Milch und Zucker. Sie kann sich nicht zwischen blauen Gauloises und pinken Pall Mall entscheiden. Man kann sie manchmal mit fäncy Lifestylegütern wie einem "lip smacker with bubblegum-flavour" locken. Sie riecht am liebsten nach Ma Dame von Jean Paul Gaultier. Sie findet braunen Tequila nicht so dufte, "höchstens in der Adventszeit". Sie freut sich schon auf den obligatorischen Glühwein auf dem Schlossplatz. Schlittschuhlaufen findet sie dagegen ganz schlimm. Genauso wie Leggins mit over-over-over-oversized-Fummel. Sie interessiert sich etwas für Mode, geht aber aus zeitlichen Gründen eher selten einkaufen. Nie sieht man sie im Kino und vor der Glotze schon gar nicht. Dagegen auf dem Killesberg piknicken oder über einen Flohmarkt in der Region schlendern schon eher. Sie findet, man kann es mit dem Vintagehype übertreiben. Sie hält sich nicht strikt an Regeln und Prinzipien, nicht einmal an ihre eigenen. Sie zitiert oft Nietzsche.

Arrogant und anstrengend, launisch und laut, pervers und pragmatisch - sie mag vieles sein, doch eines ist sie ganz bestimmt:
Im Herzen ein Stuttgarter Mädel.

2 Kommentare:

  1. speziell. anders.
    liebe den text.

    laut & pervers. ich freu mich auf zukunft posts;)

    AntwortenLöschen
  2. sympathisch! nur schade, das mit rancid. ich kann mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann aus der phase raus sein sollte :D

    AntwortenLöschen